Skulptur Zentralbibliothek der Universität Regensburg

Neue künstlerische Uni-Dominante

Skulptur von Heiner Glas aufgestellt

Regensburgs Universität setzt Maßstäbe bei Kunst im öffentlichen Raum. Alle Kunstwerke auf dem weiträumigen Campus zeichnen sich durch konsequente Auseinandersetzung mit dem Standort und der architektonischen Handschrift der Baukörper aus.
Und auch das ist hinlänglich bewiesen: Keine Zugeständnisse an einen vordergründigen Publikumsgeschmack zu machen, zahlt sich letztendlich aus. Die Kunstwerke behalten über Jahrzehnte hinweg ihre ästhetisch-sinnliche Energie, zumal die künstlerischen Ideen intellektuell auch tragfähig sind.
In Arbeiten vom Format eines Fritz König, der die „Karyatide R“, die Stele vor dem Sammelgebäude, geschaffen hat, oder der „Kugel“ von Hermann Kleinknecht auf dem Forum reiht sich ebenso charakteristisch die in dieser Woche aufgestellte Skulptur von Heiner Glas beim neuen Bibliotheksgebäude ein Damit sollte -so der Leiter des Universitätsbauamts, Rudolf Deschermeier- bei der wegen des Autobahnknotens stärker frequentierten Ostzufahrt ein neuer künstlerische Fixpunkt gesetzt werden.
Den 170 000 Mark-Auftrag erhielt von drei zum Wettbewerb eingeladenen Künstlern der Undorfer Bildhauer Heiner Glas. Seine über neun Meter hohe Skulptur besteht aus drei Elementen, die den Schwebezustand zwischen Bewegung und Ruhe kongenial thematisieren.
Eine auffallend groß proportionierte Kreisscheibe ist auf eine leicht schräge Laufschiene montiert, die die Nord-Süd-Achse betont. Von Ost nach West zeigend lehnt ein Edelstahlstab etwas außerhalb der Mitte an der Kreisscheibe. In verschiedenen Winkeln, spitz und stumpf, stehen die drei Elemente der Skulptur zueinander. Des Künstlers Kalkül geht auf: Ihm ist eine Form-und Richtungskomposition gelungen, die Spannung und Labilität gleichermaßen ausstrahlt. Heiner Glas: “Die Skulptur steht als kreatives, spielerisches Element in Korrespondenz zu den Formen der Architektur.“
Faszinierend ist an der Skulptur, die gut sichtbar auf einem Mauervorsprung des neuen Bibliothekstrakts gesetzt ist: Von unterschiedlichen Standpunkten bietet die Arbeit völlig andere Seherlebnisse. Mal nimmt man nur flache quasi graphische Akzentuierungen des Raumes und seiner Umgebung wahr, dann wieder die volle Scheibe, die irgendwie vom schräg angelehnten Stab vor dem Wegrollen bewahrt wird, mal ist das proportionale Verhältnis der drei Elemente schier ausgeglichen.
Heiner Glas ist mit seiner Arbeit eine Formensprache und und ein Ausdruck gelungen, die denen der anderen Kunst-Dominanten ein weiteres ästhetisches Erlebnis hinzufügt. Das Werk ist bei aller atmosphärischen,  ja spielerischen Leichtigkeit von einer intellektuellen Präsenz, die Wirkkraft haben wird, wie all die Groß-Skulturen,  die das Universitätsgelände zu einem interessanten Kunstpark machen.

Harald Raab, Mittelbayerische Zeitung, Regensburg, März 1999

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