Als Gast des momentan heimatlosen Kunstvereins Landshut muss Heinrich Glas mit dem Rathauskeller vorliebnehmen, obwohl seine Skulpturen bestens in das Koenigmuseum gepasst hätten. Seine Arbeiten kämen dort auf neutralen Boden unter neutraler Decke noch besser zur Wirkung und bänden hervorragend an das Werk Koenigs an. Auch Heinrich Glas geht es um die Polarität der Fragen zwischen Leben und Tod. Seine elongierten „Liegenden“ in Eisen mit abstahierten Schädeln, reduziert und gruppiert zum Haufen in scheinbar zufälliger Häufung als düsterer „Rückblick“, konfrontiert mit deutscher Vergangenheit, mit Krieg und Tod, Themen, die ebenso in den bizarr, bisweilen aggressiv gekreuzten Linienstrukturen seiner Bilder auf Schwarz- Grau und Rosttönen assoziierbar sind.
Heinrich Glas‘ Bilder und Zeichnungen sind immer eigenständige Werke. In den Zeichnungen entwickeln intensive Linienstrukturen im Kontrast zu weißen Flächen eine mitreißende Dynamik, trotz aller Wucht in ausbalancierter Komposition, immer wieder mit der Botschaft, dass angesichts der Naturgewalt Waser jedes menschliche Gebilde sehr fragil erscheint.
Seine Zeichnungen sind ein „Feuerwerk“ im lebensbedrohlichen Sinn, gemahnen an Zerstörung, hinterfragen als „Entwicklung“ tituliert genau diese. Archaisch, ruhig, plastisch wie Bootsausleger wirken die „Schriftzeichen“ mit Pilzsporen auf Bütten. Immer wieder erkennbare Haus- und Bootsstrukturen dagegen, Reminiszenzen an eine schöne Kindheit am Regensburger Donaugestade, sind kaputt. Nur ausnahmsweise gewinnen diese Attribute in „8 Tagen“ sonnengelbe Lebensenergie.
Die Objektkästen schaffen eine Brücke zwischen Zeichnung und Skulpturen. Das Flächenhafte der Zeichnung und die Dreidimensionalität der Skulpturen synthetisieren in kleinen quadratischen Installationen aus Papier und Eisen unter Glas durch fragile Linienknäuel und aufgefaltetete Flächen in dynamischer Komposition.
Michaela Schnabel, Mittelbayerische Zeitung vom 6.2.2012
Ausstellungskatalog der Zeichnungen. 1989 – 2011.